Offenburg Gelungener Zunftabend Gengenbach: Der Backstein-Zug hat keine Bremse... Nachrichten der Ortenau - Offenburger Tageblatt

2023-02-28 14:38:00 By : Ms. Ivy Ye

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(Bild 1/5) Der Fanfarenzug der Narrenzunft Backstein und Matratzenbourg sorgte für einen schwungvollen Auftakt. ©Thomas Reizel

Als die Narrenzunft mit dem Marsch „Kupferschmied“ in die Stadthalle eingezogen war und der Fanfarenzug den Backstein-Obe am Freitagabend eröffnete, weitete sich manches Narrenherz und es war deutlich zu spüren: Das Publikum lechzt nach Corona förmlich nach der Fasend. Und dass es die Akteure trotz der Zwangspause noch drauf haben, zeigte schon der herzerfrischende Auftritt des Narresumes. „Das war der beste Tanz, den ich seit langem gesehen habe“, schwärmte Besucherin Gabi Eble aus dem Strohbach.

Überhaupt war Corona der rote Faden durch das Programm. „Howard Carpendale, Wolfgang Petry, alle hatten ihr Comeback. Wie die Schlagerstars mach’ ich’s und kann nicht weichen, drum nennt man mich auch Simpel ohne Gleichen“, witzelte Uli Faißt.

Er sparte nicht mit pointierter Kritik: „Die Gunst der Stunde nutzen die Stadtwerke hier im Ort, erhöhen die Preise, treiben die Kunden wahrscheinlich fort. Doppelt so teuer ist teils selbst erzeugte Energie, verstehen wird das der Bürger vor Ort wohl nie.“ Am Bahnhof sehe es verheerend aus, die Rubin-Mühle werde bald Ruinenstatus erhalten, schilderte er Eindrücke aus seinem „Stadtspaziergang.“ Für diesen Vortrag gab es Riesenapplaus.

Gelassener ging es Präsident Patrick Faißt als „Schlabbe dabbe“ an: „Hurra, die Pandemie losst langsam nach, ich derf widder mit mine Schlabbe auf die Stroß“. Doch auch er stellte fest: „Im ganzen Städtli wird’s Geld vergrabe, aber mir Aldi henn nix mehr zum Sage.“ Das Krankenhaus ist weg, s’ Turbinle im Dornröschenschlaf und die Fußgängerbrücke am Schwimmbad sei vereist und glatt. Klarer Fall für ihn: „’S Versäumnis liegt bi de Stadt.“ Aber Gott sei Dank gibt es für ihn ja beim Meisinger noch ä Fleischkäsweck und von der Wurst so allerhand.

Die Häsgruppe schilderte im Supermarkt ihre Corona-Not: „Alli Regale leer, wo krieg ich Mehl und Schisspapier her?“ Die Lage prekär: „Do henn se schu im Sonderangebot Eier von freilaufende Männer!“ Und damit schlug die Stunde von Jessica Schmider: „’S gab kei Nudle, und auch kein Mehl meh’. Doch nix isch für immer nix isch für ewig“, sang sie zur Melodie „Bella ciao“ und erhielt stürmischen Applaus. Zugabe! Zugabe!

Herrlich die Ursachenforschung, woher das Coronavirus kam – von einem Markt in Wuhan. „Flisses Fleisch, wolle flisses Fleisch?“, witzelte der Verkäufer (Frank Lang, selbst Metzger). Und schon flatterte Batman als Virenschleuderein. Unterdessen erörterten die Narren als Angela Merkel (Karoline Schwendemann), Karl Lauterbach (Philipp Kokol) und Donald Trump (Siggi Gmeiner), was zu tun ist. Maske tragen und wirkungsvoll desinfizieren: „Hoch de Kolbe, nie der Zinke, do wird’s Virus schnell verschwinde.“ 

War der erste Teil „sehr politisch“, wie der Reichenbacher Moospfaff in seiner Funktion als Vertreter der Region 7 (Kinzigtal) beim Ortenauer Narrenbund (ONB) feststellte, war der zweite extrem schwungvoll. Der „Erznarrenchor“ besang den 70. Geburtstag der Zunft frei nach Westerhagen „Wir sind wieder hier. Wir lieben diese Fasend und jeden von Euch hier.“ Zugabe, Zugabe! Und die kam, und wie!

Klasse auch die Chrom-Nickel-Kupfer-Band: „Wumm, babumm, wumm, babumm“ marschierte die Truppe mit mächtigen Trommel- und Paukenschlägen ein, verabreichte den Gästen reichlich musikalisch-schrägen Genuss, zum Beispiel Tequila, um dann auf der Autobahn in die Hölle zu rasen („Highway to Hell). Glückselig sang ein Chor von gut 200 Gästen in der Halle: „Chrom-Nickel-Kupfer-Band, scha-la-la-la-la.“ Die Band gab noch „Ramba zamba“ und der Gengenbacher Narrenruf schallte durch die Halle.

Beeindruckend waren die Tänze zwischen den Stücken, der Häsgruppe als „Pantomimen“ und des Männerballetts. Lichttechnik und Choreografie stimmten und so gab es für alle rauschenden Beifall. Das Duo „Sascha und Bernie“ tat sein Übriges für beste Unterhaltung, vom „Fliege mit mir in die Heimat“ bis zum Andreas-Gabalier-Schlager „Holi-oli-joh-liöhh“.

Als dann Hexen und Spättle einmarschierten, skandierten bei der Polonaise alle: „Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse...“

Melanie Meier und Franz Wußler heißen die neuesten Träger des begehrten Backsteinordens willkommen. Diesen erhielten sie am Freitagabend wegen ihrer herausragenden Verdienste für die Zunft. Der Bermersbacher ist für die Altpapiersammlungen unverzichtbar, weil er unter anderem Schlepper und Wagen zur Verfügung stellt. Melanie Meier, an diesem Abend als Polizistin Lack mit Handschellen unterwegs, kümmert sich als Bedienung seit Jahren um das leibliche Wohl.⇒ tom