Kehl Holocaust-Gedenktag Gemeinsames Polieren von Stolpersteinen in Straßburg und Kehl Nachrichten der Ortenau - Offenburger Tageblatt

2023-02-28 14:45:17 By : Mr. Julian Pang

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(Bild 1/3) Stolpersteine werden poliert. ©Karin Bürk

Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz wurden vom Arbeitskreis 27. Januar und der französischen Organisation Stolpersteine 67 in einer grenzüberschreitenden Aktion Stolpersteine, die zur Erinnerung an ehemalige jüdische Mitbürger in Kehl und Straßburg verlegt wurden, poliert. Seit 2011 wurden in Kehl 70 Stolpersteine verlegt, der letzte am 10. September 2022. Seit 2017 Bürger begehen nun Bürger aus Kehl und Straßburg die Tradition des gemeinsamen Polieren der Stolpersteine, stets begleitet von Historikern, die an den jeweiligen Adressen die Biografien und Schicksale der Menschen erläutern, an welche Stolpersteine erinnern.

Es war schon ziemlich kalt am vergangenen Freitag, als um 13 Uhr in Straßburg, in der Rue de la Nuée Bleue, die grenzüberschreitende Polieraktion startete. Um 16 Uhr wurden die Teilnehmer beider Städte, darunter auch Mitglieder der jüdischen Gemeinde, vor der Kehler Friedenskirche durch Friedrich Peter vom „Arbeitskreis 27. Januar“ daraufhin begrüßt. David Gümbel, Mitglied der „Stolpersteine 67“ aus Straßburg, übersetzte die Ansprache von Peter ins Französische. Wie Peter in seinen Begrüßungsworten anmerkte, ist der 27. Januar ein Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus.

Aufgeteilt in zwei Gruppen startete der erste Parcours, begleitet von Uli Hillenbrand von der Hauptstraße, Höhe Woolworth in die Kasernenstraße zum CCK. Auf dieser Strecke wurden die Stolpersteine der Familie Dreifuss, Rosenthal, Bruchsaler und Emmy Marx poliert. Die von Friedrich Peter begleitete zweite Gruppe führte entlang der Großherzog-Friedrichstraße, in der die Familien Rosenberg und Kaufmann lebten, bis zur Falkenhausenschule zu den Stolpersteinen von Lazarus Mannheimer und Fritz Wertheimer. An jeder Station wurden kurze Biografien über Personen und deren Familien auf Deutsch und Französisch vorgelesen.

Durchgefroren und mit steifen Fingern trafen sich die Teilnehmer der Stolperstein-Polieraktion dann gegen 17.30 Uhr wieder in der Friedenskirche in Kehl, in deren Altarraum, auf Stühlen vier Kunstwerke von Francine Mayran aus Straßburg aufgestellt waren, allesamt Portraits jüdischer Kehler, die um Rosenthal kreisten: Margot Rosenberg, später verheiratete Wertheimer, Fritz Wertheimer, Lazarus Mannheimer, Onkel von Fritz Wertheimer.

In ihren Begrüßungsworten dankte Pfarrerin Bettina Kretz allen Anwesenden aus Kehl und Straßburg, besonderes denjenigen die schon seit 13 Uhr unterwegs waren, um die kleinen Messing-Denkmäler vom Schmutz zu befreien und wieder zum Leuchten zu bringen. „Denn jeder einzelne Stolperstein ist ein zentrales, weltumspannendes Mahnmal und würdigt die Opfer mit Namen“, so Bettina Kretz. Gleichzeitig verwies Kretz auf die „Stolpersteine-Guide App“, die mit Biografien und Führungen das Gedenken an die Opfer unterstützt. „Die Arbeit an und mit den Stolpersteinen soll dem Vergessen im Weg stehen“, so Kretz weiter.

Bevor die Schülerinnen des Einstein-Gymnasiums und des Lycée Kléber Straßburg ihre Lesung über Rosenthal und die selbst verfasste Hagada (ein Vermächtnis) auf Französisch und Deutsch verlasen, umriss Peter, in einer Biografie, den Werdegang Rosenthals, der, wie er selbst schrieb, eine „schöne Kindheit in Kehl“ hatte. Die einfühlsamen gelesen Textbeiträge der Schülerinnen endeten mit den tief berührenden Worten: „Ich war ein Kind, als sich das Unheil ausbreitete.“ Einspielungen Kehler Mitbürger zur Erinnerung an den Arzt Rosenthal sowie seine eigenen Worte machten deutlich, dass die Person Rosenthal bei vielen Kehlern nicht in Vergessenheit geraten ist.

Musikalisch umrahmt wurde der Gedenktag in der Friedenskirche von Bezirkskantorin Carola Maute an der Orgel und dem erfolgreichen „Grenzgänger zwischen den musikalischen Welten“ Christian Wirth an der Klarinette.